Zum siebzigsten Geburtstag des Schriftstellers George Tenner
Hier läuft ein Trailer zum neuen Buch.
Zum siebzigsten Geburtstag des Schriftstellers George Tenner
„Ich habe noch eine Menge vor und stecke voller Ideen“, sagt George Tenner anlässlich seines runden Geburtstags im April. „Mehr soziale Gerechtigkeit anzumahnen, ist mein Anliegen, aber die Welt werden wir Autoren wohl kaum verbessern. Leider. Es wäre schön, bis zum letzten Atemzug arbeiten zu können.“
Wie unbequem der in der Nähe von Dresden geborene Autor sein kann, bekamen 1964 bereits die Funktionäre des DDR-Regimes zu spüren, als er den ersten Versuch unternahm, das Land illegal zu verlassen. Weder seine Inhaftierung noch die Praktiken des Staatssicherheitsdienstes hielten ihn davon ab, es zwei Jahre später ein weiteres Mal zu wagen. Es klappt mit einem Schlauchboot über die Ostsee. Ein langer Atem zahlt sich eben aus.
Sein Mittel in der sozial- wie auch regimekritischen Auseinandersetzung ist die Sprache. Schon während seiner 25jährigen Tätigkeit als Journalist recherchiert er eingehend über die verschiedenen Geheimdienste in Ost und West und veröffentlicht 1982
„Der Wüstenwolf“ – ein Roman über den Sechstagekrieg in Israel und die Berührungspunkte, die das Ministerium für Staatssicherheit mit dem israelischen Geheimdienst Mossad hatte. Das Politmagazin report/München zeigt Jahre später: Er hatte ins Schwarze getroffen.
Im selben Jahr geschrieben, aber erst 23 Jahre später veröffentlicht, widmet sich sein Thriller
„Das Peterplatzkomplott“ den Hintergründen des Attentats auf Johannes Paul II und zeigt die Verbindungen des sowjetischen KGBs zum Anschlag auf. Nach
„Der Schrei des Pelikans“ (2005), einem weiteren Thriller über internationalen Terrorismus, wendet er sich dem Krimi-Genre zu und schafft eine Reihe um Hauptkommissar Lasse Larsson und sein Team.
Seine Stärke, das journalistische Ermitteln ernst zu nehmen, findet auch dort ihren Widerhall. Ganz gleich, ob seine Regionalkrimis auf Usedom spielen oder in Dresden angesiedelt sind, sie zeichnen sich neben viel Lokalkolorit auch durch Insiderkenntnisse und eine fundierte Recherche aus. In
„Jagd auf den Inselmörder“ (2007),
„Der Drachen des Todes“ oder
„Insel der tausend Puppen“ (erscheint im Mai 2009) legt er Wert auf präzise Handlung wie auch psychologisch differenzierte Figurenzeichnung und präsentiert weitläufige kriminelle Verstrickungen von Personen und Verbrechensorganisationen.
Oftmals deckt er hinter den gutbürgerlichen Fassaden Manipulation, Korruption und Intrigen auf.
So entwirft er in seinem Dresden-Krimi
„Das Lächeln der Mona Lisa“ (2008) ein Netz aus kriminellen Machenschaften im Künstlermilieu der Elbmetropole.
Mittlerweile lebt Tenner zurückgezogen am Rande Berlins und arbeitet ausschließlich als Romanautor. Unbeeindruckt von seinem siebzigsten Geburtstag plant er für dieses Jahr neben dem dritten Insel-Krimi zwei weitere Bücher. Seine vielschichtigen Erinnerungen an seine Zeit auf dem Fiachland und Usedom, wo er die Bekanntschaft einer Riege von illustren Persönlichkeiten machte, erhalten Einzug in den Erzählband
„Das Haus am Hohen Ufer“. In „Single, unvermittelbar …“ schreibt er zur Abwechslung nicht von Mord und Todschlag, sondern von der Liebe und der Vergänglichkeit des Seins. Sein unstetes Leben hält sicher noch Stoff für die eine oder andere Geschichte bereit wie der politische Alltag der Bundesrepublik.
Getreu dem Motto „Flache Krimis können für manche Leute unterhaltend sein, aber nicht für
mich“ wird George Tenner bei der Criminale 2009 im Mai am Bodensee sich und dem Publikum einmal mehr beweisen, wie unterhaltend das Werk eines politischen Schriftstellers sein kann.